Die kleine Kapelle an der A7 im Gramschatzer Wald feiert ihr zehnjährigesBestehen. Die Feierlichkeiten am 29. Juni sollen Menschen zusammenbringen.
Von Irene Konrad
25.06.25, 17:00 Uhr
Am 29. Juni ist der bundesweite Tag der Autobahnkirchen. Um 14 Uhr ist eine ökumenische Andacht inder kleinen Autobahnkapelle Gramschatzer Wald. Sie ist vor zehn Jahren gebaut worden. Pfarrer Ivar Brückner lädt zum Mitfeiern des Jubiläums ein.
In Deutschland gibt es 44 Autobahnkirchen und Autobahnkapellen. Eine davon ist die kleineKapelle an der Autobahnausfahrt Gramschatzer Wald an der A7. Sie wurde am 24. Juli 2015 feierlich eröffnet. Das zehnjährige Bestehen wird am 29. Juni mit einer Andacht um 14 Uhrund anschließend mit Kaffee und Kuchen im 24-Shell-Autohof Gramschatzer Wald gefeiert.
In der Reihe der mittlerweile 15 Raststätten der 24-Autohofkette hat die Kapelle im HausenerGewerbegebiet „Am Wiesenweg“ ein Alleinstellungsmerkmal. Die Wegkapelle baute Alexander Ruscheinsky, der Gründer der „24-Autobahn-Raststätten GmbH“. Er widmete sieseinem guten Freund Heinz Oster. Architekt war Haymo Ruscheinsky aus Regensburg. DieAutobahnkapelle ist als Ort der Geborgenheit und „spirituelle Tankstelle für Menschen“ konzipiert.
Alexander Ruscheinsky wollte einen andächtigen Ort entlang der Autobahn bauen undinmitten einer reizüberfluteten Welt und eines belebten Umfeldes einen stillen Raumschaffen. Seine kleine Kapelle misst nur 28 Quadratmeter und hat lediglich 18 Sitzplätze. Abersie lädt Einzelreisende, Touristen, Familien, Lkw-Fahrende oder Reisegruppen für ein kurzesGebet oder zum Rückzug ein.
Mittlerweile hat die nächste Generation die Geschäftsführung der 24-Autohöfe übernommen.Dass auch den Kindern des Gründers die Kapelle am Herzen liegt, beweisen sie mit ihremsoliden Kontakt zu den zuständigen Kirchen und dass sie die Kapelle anlässlich desJahrestages frisch streichen ließen. Auch für die Autohof-Pächterin Birgit Schenk ist es eineSelbstverständlichkeit, sich um die Kapelle zu kümmern. Gewöhnlich schließt sie sie um sechs Uhr früh auf und um 22 Uhr wieder zu feierlich eröffnet. Das zehnjährige Bestehen wird am 29. Juni mit einer Andacht um 14 Uhr und anschließend mit Kaffee und Kuchen im 24-Shell-Autohof Gramschatzer Wald gefeiert.
Die Autobahnkapelle Gramschatzer Wald ist bewusst schlicht gehalten. Ihre Materialien sind Holz und Beton. Auf der linken Seite symbolisiert ein Kreuz das Alpha und damit den Beginn des Lebens. (Foto: Irene Konrad)
Von den 44 Autobahnkapellen in Deutschland sind 19 evangelisch, acht katholisch und 17ökumenisch. Seelsorglich betreut wird die Autobahnkapelle Gramschatzer Wald von derEvangelischen Kirchengemeinde Obereisenheim und dem katholischen Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück. In deren Gemeindegebieten liegt die ökumenische Kapelle. SowohlPfarrer Ivar Brückner als auch Pastoralreferent Florian Meier sehen hier ein Paradebeispieldes gelebten Miteinanders ihrer Kirchen.
Für den evangelischen Geistlichen Pfarrer Brückner ist die Kapelle kein Ort für die Masse.„Der Raum zwingt niemanden etwas auf, aber bietet jedem etwas“, beschreibt er den Wert des Rückzugsortes. Er selbst mag das klare und indirekt beleuchtete goldene Kreuz als Zentrum, das Alpha und Omega an den Seitenwänden und die Sichtbetonwände, in die der Malter Ralf Peinl Kreuze und Symbole als Zeichen für Tod und Auferstehung geritzt hat.
„Letztes Jahr waren besonders viele Menschen hier.“
Birgit Schenk, Pächterin
Die schlichte Möblierung und gradlinige Ausstattung, der Ständer für Opferkerzen sowie dievon der Akademie der Versicherer zur Verfügung gestellten Gebetshefte und Reisesegenkommen gut an. Es gibt auch einen Opferkasten für Spenden. Der Inhalt wird regelmäßiggeleert und an die 24-AR Stiftung für Straßenkinder weiter geleitet. Sie unterstützt sozialeProjekte im In- und Ausland, beispielsweise für Straßenkinder.
„Letztes Jahr waren besonders viele Menschen hier“, weiß Pächterin Schenk, dass „die Kapellesehr gut angenommen wird“. Manche würden „einfach mal rein gehen und sich hinsetzen“.Andere lassen kleine Gegenstände wie Engel da. Und fast täglich gibt es mehrere neueEinträge im Anliegenbuch. Immer wieder auch in einer Fremdsprache. In der Autobahnkapelle Gramschatzer Wald liegt ein Anliegenbuch. Fast täglich schreiben Menschen hier Wünsche und Gebete, aber auch viel Dank und Lob ein. Foto: Irene Konrad
Einige Einträge sind seitenlang wie in einem vertrauten Tagebuch. Manchmal wird eineschlichte Zeichnung wie eine Kirche, eine Sonne oder ein Stern dazu gemalt. Einige teilen mit,dass sie zufällig vorbei gekommen sind oder regelmäßig herkommen und wie der Raum auf sie wirkt.
Meistens schreiben Menschen persönliche Bitten für ihre Lieben ins Buch. Oft ist es ein Dankfür einen schönen Urlaub oder eine unfallfreie Fahrt. Andere bitten Gott um Frieden in der Welt, für Einsame und Kranke, für ihre Verstorbenen, um Segen und seine schützende Hand. Am 21. April dieses Jahres, dem Todestag von Papst Franziskus, steht ein Gebet für ihn imAnliegenbuch und dazu: „Er hat sehr viel Gutes bewirkt für unsere Erde“.
Das Zehnjährige wird mit einer Andacht gefeiert
Für Pfarrer Brückner beweist das Anliegenbuch die Sehnsucht der Menschen nachGeborgenheit. Ein Mann schrieb: „Ich bin kein gläubiger Christ, aber ich glaube an eine höhere Macht und hier ist es sehr angenehm“. Ein anderer Eintrag lautet: „Lieber Gott, wennes dich wirklich gibt, beschütze bitte meinen Bruder“. Woanders steht: „Ich bin für jeden Hinweis dankbar, der mich an meinen guten Gott erinnert“ oder „Wie schön, dass es solche Orte gibt“.
Zur Feier des zehnjährigen Bestehens mit der Andacht und dem Beisammensein sind allein geladen. Fahrradtouren der zuständigen Kirchengemeinden starten am Tag der Autobahnkirchen um 11.30 Uhr in Obereisenheim und um 13 Uhr in Bergtheim.
Die Autobahnkapelle Gramschatzer Wald gehört zur gleichnamigen Raststätte an derAutobahnanschlussstelle 100 der A7. (Foto: Irene Konrad)