LNG-Tankstelle am Autohof Wörrstadt geplant
Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 soll an der A63 Flüssiggas getankt werden können. Und Lkw-Fahrer können nun dort nicht nur ihre Muskeln trainieren. Was es damit auf sich hat.
Von Torben Schröder
Wörrstadt - Wer vor Kurzem am seine Tankrechnung bezahlen wollte, durfte sich wundern. Festreden, gedeckte Tischlein, 200 Gäste auf Sitz- und Stehplätzen. Der 15. Autohof des Unternehmens 24 RE aus Regensburg wurde offiziell eröffnet. Die erstaunlich hochrangige Polit-Prominenz illustriert die Bedeutung, denn auf der 80-Kilometer-Strecke zwischen Mainz und Kaiserslautern gibt es an der A63 ansonsten keinen solchen Autohof. Gewinnen Mainzer Amateurfußballer in der Pfalz, hält der Mannschaftsbus gern an der Raststätte Wonnegau, um Kaltgetränke nachzulegen. Aber ein Autohof ist ein anderes Kaliber.
Autohöfe sind über Ausfahrten erreichbar
Die Preise an der Zapfsäule unterscheiden sich an diesem Mittag nur marginal von jenen, die abseits der Autobahn in Schornsheim angeschlagen sind. Autohöfe liegen qua Definition nicht direkt an der Autobahn, sondern sind über Ausfahrtenerreichbar. Im Wörrstädter Fall könnte der Weg von der A63 allerdings kaum kürzer sein. Aber: 26 Cent beträgt der Unterschied zwischen Autohof und Raststätte laut einer ADAC-Studie aus dem Jahr 2021 im Schnitt pro Liter Benzin oder Diesel. Auch Speisen und Getränke sind direkt an den Autobahnen demnach deutlich teurer als an Autohöfen. Ein Befund, der sich beim Blick durch die Regale in Wörrstadt nachvollziehen lässt.
„Wir sind sehr froh, dass wir gemeinsam in guter Zusammenarbeit mit der Stadt und der Verbandsgemeinde dieses große Projekt, das bis ins Jahr 2007zurückreicht, umsetzen konnten“, erklärte Dr. Jessica Ruscheinsky, Geschäftsführerin der 24-Autohöfe, in Richtung der Verantwortlichen. Dass es 24Stunden am Tag etwas zu essen und zu trinken gibt, ist Teil des Konzepts. Mehr als100 Lkw-Abstellplätze, an denen laut Logistikbranche ein erheblicher Mangelbesteht, wurden und werden im Osten des Wörrstädter „Businessparks“ geschaffen – eine Förderoffensive des Bundes macht es möglich.
Dass die Brummifahrer nachts nicht nur anständig verpflegt werden, sondern auch etwas für die Fitness tun können, ermöglicht das „Truckers Gym“ direkt an der Tankstelle – die, wie sich das in unserer Region gehört, 111. Outdoor-Fitnessanlage der Stiftung TruckersLife. Vier Multifunktionsgeräte zum Ganzkörper-Muskeltraining mit dem eigenen Körpergewicht stehen rund um die Uhr zur Nutzung bereit. Die Stiftung setzt sich auch mit Aufklärungsaktionen für die Gesundheit der in der Regel stundenlang weitgehend unbewegt in ihren Fahrersitzen verharrenden Berufskraftfahrer ein. Anleitungen und Nutzungstipps sind an den Geräten montiert.
Komplexe Regelung der Ruhezeiten für Fahrer
„In Deutschland fehlen immer noch 30.000 Lkw-Parkplätze“, betont 24-Pressesprecher Severin Schuler. Die Flächen herzustellen ist teuer, aber die vollgeparkten Rasthöfe samt gefährlich nah an der Fahrbahn abgestellten Lastwagen machen jedem, der später am Abend Autobahnen befährt, den Bedarf offensichtlich. Oft nächtigen die Fahrer in ihren Fahrzeugen, doch das ist nicht unbegrenzt erlaubt. Das Gesetz verlangt, dass die wöchentlichen Ruhezeitenaußerhalb der Fahrerkabinen zu verbringen sind. Die tägliche, gesetzliche Ruhezeit darf im Fahrzeug verbracht werden, die mindestens 24-stündige,wöchentliche Pause aber nicht.
Wenn die Fahrten zu lange dauern, weichen die Fahrer oft auf Hotels aus. Wobei dies neben den Kosten mitunter auch mangels verfügbarer Betten knifflig wird. In diese Nische hinein hat sich das Düsseldorfer Unternehmen Roatel gegründet, die Seefracht-Container zu Mikrohotels umbaut. In Wörrstadt steht das insgesamt neunte „Roatel“, an die 50 sollen es bis Ende 2023 deutschlandweit sein. Vier erstaunlich schallgeschützte 7,50-Quadratmeter-Zimmer mit Bett, Dusche, WC, kleinem Tisch und W-Lan passen in einen Container. Der Fernseher hat laut Geschäftsführer Ralf-Peter Kals knapp 1000 Programme in diversen Sprachen, damit auch möglichst alle Fernfahrer etwas davon haben.
50 und 75 Prozent Auslastung der „Roatels“
Zwischen 50 und 75 Prozent liegt die Auslastung der „Roatels“ im Jahr eins ihrer Inbetriebnahme, wobei 85 Prozent der Kunden aktuell gar keine Lkw-Fahrer sind, sondern meist Geschäftsleute oder Reisende. 49 Euro kostet eine Übernachtung, die Buchung läuft digital. 120.000 bis 150.000 Euro an Investitionssumme kommen pro Standort zusammen.
Mit der Eröffnung verbunden war auch der Spatenstich für eine LNG-Tankstelle, der insgesamt vierten auf einem 24-Autohof. Wohl in der zweiten Jahreshälfte2023 können Lastwagen in Wörrstadt mit Flüssigerdgas betankt werden. „Das Thema Wasserstoff prüfen wir hier auch“, sagt Schuler. 16 E-Ladesäulen von Tesla und Allego stehen bereits.
Zum Originalartikel: https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/kreis-alzey-worms/verbandsgemeinde-woerrstadt/vg-woerrstadt/lng-tankstelle-am-autohof-woerrstadt-geplant-2087382
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