← Zurück zum Pressespiegel

Nachgefragt: Sind Autohöfe im Abseits?

 

Herr Ruscheinsky, wo sehen Sie Gründe für den Mangel an Lkw-Parkplätzen?

Deutschland liegt in der Mitte Europas und fast jeder, der etwas zu transportieren hat, muss hier durch. Zuerst nur von Nord nach Süd, dann kam noch ein gewaltiger West-Ost Verkehr hinzu. Die Verkehrsministerien sahen jahrelang weg. Lkw-Parkplätze ließen und lassen sich nicht an der Autobahn schaffen, das geht nur daneben, insbesondere mit den Autohöfen. Einige Länder haben Programme aufgelegt und neue Abstellflächen geschaffen, die wurden aber vom Lkw-Verkehrsaufkommen geschluckt. Versuche neben der Autobahn scheitern, da es Blockierer mit Einfluss gibt. An vorderster Stelle ist die Tank&Rast zu nennen, die über Lobbyismus versucht Autohöfe zu diskreditieren.

An den privaten Autohöfen parken nachts bis zu 35.000 Lkw. Planen Sie aktuell neue Raststätten und wie sieht es da mit der Rentabilität aus?

Wir expandieren mit den 24-Autohöfen vorsichtig, Lkw-Parkplätze sind immer defizitär. Im Schnitt kostet die Autohöfe ein Lkw-Parkplatz zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Dazu kommen Müllentsorgungs-, Reinigungs- und Reparaturkosten. Man müsste etwa 30 Euro reine Parkplatzgebühr nehmen, um überhaupt kostenneutral zu sein. Das ist aber nicht möglich.

Über vier Jahre geht Ihr Streit um fehlende Schilder für den Autohof am Flughafen Leipzig an der A9. Was ist da los?

Die Autohöfe sind ein notwendiger Bestandteil der deutschen Autobahnversorgung mit privaten Investitionen im Gegensatz zu den Milliarden, die die Parkplätze und Autobahn-Raststätten den Steuerzahler kosten. Eigentlich ist es Willkür: Der Autobahn GmbH wird ein großer Ermessensspielraum eingeräumt, den sie nutzt, um einerseits die Tank&Rast-Betriebe sogar weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zu beschildern, andererseits die Autohöfe maximal zu behindern.

Aktuell könnte eine Monopolklage für Sie die logische Konsequenz sein. Falls diese jedoch abgeschmettert wird: Welche Konsequenz wird dies für bestehende und neue Autohöfe haben, welche für Lkw-Fahrer?

Erst einmal warten wir auf den Gerichtsbescheid zur Beschilderungsfrage für unseren Autohof Leipzig-Flughafen. Müssen wir erkennen, dass das Kartellamt kein Monopol sieht, obwohl wir so beschildert werden, dass uns ein Großteil der Autobahnbenutzer gar nicht finden kann, dann sind wir gezwungen die Lkw-Parkplätze zurückzubauen und andere Nutzungen darauf zu legen wie Elektro Pkw-Tankstellen. Auch ein Verkauf wäre möglich. Im ersten Schritt stünden etwa 500 von 1700 Abstellflächen für Lkw an den 24-Autohöfen zur Disposition.

 

Zum Originalartikel: https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/transport-logistik/nachgefragt-sind-autohoefe-im-abseits-3436671


← Zurück zum Pressespiegel